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Spruch und Widerspruch

Alternatives Testament
am Ende meines Politikerlebens

Das Buch von Robert Habeck[1] mit dem Untertitel „Die Politik und ich“ hat mich bewogen, einige Gedanken, die mein politisches Grundverständnis wiedergeben, festzuhalten. Die Lektüre des genannten Buches hat in mir die Lust geweckt, als altes „Zoon Politikon“ (= „politisches Viech“) eine vorläufige Bilanz zu tätigen, angeregt auch vom Ausgang der Wahlen der letzten Jahre.

Als Ökosozialer bin ich (noch) Teil einer Minderheit. Nun aber stehe ich in einem Alter, in dem ich mich weder diplomatisch zurückhalten noch Rücksicht auf Wähler nehmen muss. Ich will Position beziehen gegen die „unsozialen Medien“, gegen jene, die populistisch-demagogisch und mit einfachen Parolen Ängste schüren, gegen die Schwächsten in unserer Gesellschaft aufhetzen und einfache Lösungen anbieten.

Es soll ein Ansporn und vielleicht eine Ermutigung sein für jene, denen Kultur, d.h. eine humane Zukunft ein Anliegen ist. Meine Äußerungen sollen Rückhalt bieten für die vielen Kleinen, die kritisch bleiben wollen: gegen die Diktatur der Konzerne, vor allem der Digitalkolosse von Google, Amazon, Facebook und Apple, gegenüber einer Flut von Negativmeldungen in den Medien und schlussendlich auch kritisch gegenüber der eigenen Meinung.

Für mich ist die Zeit gekommen, alltäglichen Kleinkram loszulassen und ein politisches Testament zu verfassen.

Da ich mich gerne mit Weisheiten anderer, d.h. mit Zitaten und Sprüchen auseinandersetze, wähle ich „Spruch und Widerspruch“ als Titel für meine Gedankensplitter. Spruch, Wort, Logos! Am Anfang war das Wort.

Ich stütze mich auf alte „Weisheiten“, die nicht zufällig in Erinnerung gehalten werden und die immer wieder neu zum Denken anregen können. Sehr wenig halte ich allerdings von gut gemeinten Rezepten, von Rat-Schlägen und von ewigen Wahrheiten und schon gar nichts von moralisierenden Predigten, jedoch sehr viel von Ethik, Anstand, Verantwortung und Gewissen.


1. „Ich habe einen Traum[2]

Ich habe nicht nur einen Traum, ich habe vier große Träume. Seit mehr als 25 Jahren verfolge ich die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens und ich hoffe auf eine europäische Republik. Ebenso hoffe ich, dass der neoliberale Kapitalismus sich bald selbst zerstören wird („Kaputtalismus“) und dass die Gemeinwohlökonomie sich durchsetzen wird. Und schließlich mein größter und schönster Traum: Ewiger Friede auf dieser Welt!

Ich halte es nicht mit dem ehemaligen deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt, der gesagt hat: „Wer eine Vision hat, soll zum Arzt gehen.“ Ich bin viel näher bei Ernst Bloch, der in seinem Hauptwerk „Das Prinzip Hoffnung“ den Satz geschrieben hat: „Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen.“

Wer politisch gestalten will, muss Visionen, Ziele und Hoffnung haben. Auch wenn ein Ziel sehr hochgesteckt, sogar utopisch scheinen mag, kann es zumindest eine nützliche Orientierung geben, in welche Richtung der Weg einzuschlagen ist. In der derzeitigen Politik in der EU, in den Mitgliedsstaaten und auch in Südtirol navigieren sehr viele nur auf Sichtweite, ohne Visionen. Bei vielen sind zwar durchaus Seriosität und auch ein Bemühen um gute Kompromisse feststellbar, hauptsächlich ein Bemühen, ja keine großen Fehler zu machen, um wieder gewählt zu werden. Das aber genügt keineswegs, es ist viel zu wenig.

Viele ursprünglich als Utopien ignorierte und z.T. verspottete Ideen sind später Realität geworden. So war die Forderung, die Sklaverei abzuschaffen, für viele eine Utopie, ebenso war der Wunsch des Menschen, einmal fliegen zu können, vor 1900 nur ein Traum.

„Zuerst ignorieren sie euch,
dann verspotten sie euch,
dann bekämpfen sie euch,
dann gewinnt ihr.“ 
             
Mahatma Gandhi

Mein erster Traum: das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) für alle!

Warum ich das BGE für notwendig erachte, möchte ich hier ganz kurz begründen. Es würde für sehr viele Menschen die „Not wenden“. Auf dem Planeten Erde ist nämlich genug für alle da, allerdings nicht genug für die Gier so vieler, die nimmersatt sind und immer reicher werden wollen. Armut ist eine Schande, aber nicht für die Armen, sondern für all jene, die diese ungerechte Verteilung der Güter der Welt als normal, fast als gottgewollt hinnehmen.

Zu arbeiten, etwas zu gestalten, sich selbst zu verwirklichen, das liegt wohl in der Natur des Menschen. Das heißt aber noch lange nicht, dass alle Erwerbsfähigen zur Lohnarbeit gezwungen werden sollen! Es ist eine schräge Vorstellung, dass jemand nur glücklich ist, wenn er/sie einer Lohnarbeit nachgeht. Dann müssten alle Rentner, Hausfrauen, Luxusgattinnen und Urwaldbewohner unglücklich sein.

Die Fixierung darauf, dass alle Menschen einer Erwerbsarbeit nachgehen müssen, um leben zu können, ist ein phantasieloser Irrweg, der erst in der Neuzeit beschritten worden ist. Wie einst Sklaven für die freien Bürger gearbeitet haben, so könnten auch wir einen beachtlichen Teil der notwendigen Arbeit den Maschinen und Robotern überlassen, anstatt durch Überproduktion einem ökologischen Selbstmord entgegenzusteuern.

Wie viel freier und schöner könnte jede und jeder das Leben gestalten, wenn alle weitgehend das tun könnten, was sie gerne tun und was sie gut können. Die krampfhafte Fixierung auf die Idee, dass alles stetig wachsen müsse, ist irre. Die fixe Idee, dass ständig mehr produziert, mehr konsumiert und weggeworfen werden müsse, um allen erwerbsfähigen Menschen eine Lohnarbeit zu garantieren, würde durch ein BGE überwunden. Es würde mehr Menschlichkeit bewirken. Das ist für mich ein schöner Traum, nicht der Wunsch nach mehr-schneller-höher-reicher…

Zweiter Traum: Eine europäische Republik!

Die Krisen der EU, der sich immer mehr ausbreitende „Disagio“ aufgrund des neoliberalen Kapitalismus und das Wiedererstarken nationalistischer Kräfte sind für mich ein Anlass zu großer Sorge. Als Mitglied des EP habe ich als Fernziel die „Vereinigten Staaten von Europa“ gesehen. Das Beharren so vieler Regierungschefs auf nationalstaatlichen Egoismen weitet sich aus, man könnte es „Orbanisierung“[1] nennen. Angesichts des Anwachsens rechtsradikaler und populistischer Bewegungen geht meine Vision inzwischen weiter, und zwar in Richtung einer „Res Publica Europea“, wie Ulrike Guérot im Buch „Warum Europa eine Republik werden muss“ sehr schlüssig aufzeigt. Das Ziel muss also sein:eine europäische Republik,dezentral, regional, ökosozial, demokratisch, emanzipatorisch, postnational, vielfältig und gemeinwohlorientiert. Fast das Gegenteil der derzeitigen EU, worin der Rat als Vertretung der Nationalstaaten das Übergewicht hat, wo alles aus der Sicht nationalstaatlicher Konkurrenz einem neoliberalen Kapitalismus unterliegt und wo der freie Markt wichtiger ist als Mensch und Natur. 

In diese Richtung dachten auch bereits der Soziologe Ulrich Beck und Daniel Cohn-Bendit, mein ehemaliger Kollege im EP, als sie im Jahr 2012 unter dem Motto „Wir sind Europa! Manifest zur Neugründung der EU von unten“ zur Schaffung eines Freiwilligen Europäischen Jahres aufriefen.

Ein dritter Traum wäre die Gemeinwohl-Ökonomie[4],

deren Vorzug Christian Felber umfassend aufzeigt. Der entfesselte Markt, wo durch schnelle Profitmaximierung wenige stinkreich werden und die Armut breiter Massen zunimmt, fördert eine Wirtschaft, die tötet, wie Papst Franziskus festgestellt hat. Der realsozialistische Weg endet allzu leicht in der Staatsdiktatur. Es braucht einen dritten Weg, eine Wirtschaft mit dem Ziel größtmöglichen Gemeinwohls. Es braucht Unternehmen, die sozial verantwortlich und ökologisch nachhaltig wirtschaften.  Eine solche Wirtschaft könnte den unnötigen Widerspruch zwischen Freiheit und Gleichheit auflösen. 

Mein vierter und größter Traum: Ewiger Friede auf unserer Einen Welt

Das ist eine alte Vision. Immanuel Kant hat 1795 hat in seiner Schrift „Zum ewigen Frieden“ sehr einleuchtend begründet, dass es für einen dauerhaften Frieden einen „Völkerstaat“ (civitas gentium) bräuchte. Darunter versteht er mehr als einen Zusammenschluss von souveränen Staaten, denn diese würden nie eine gemeinsame Obrigkeit anerkennen. Wir sehen das laufend, dass nationalstaatliche Interessen das Erstarken der Europäische Union und der UNO verhindern.  Kant war ein scharfsinniger Theoretiker, aber auch Realist, der sehr wohl erkannte, dass der Mensch von seiner Natur her auch egoistisch und böse ist.[1] Kant war jedoch auch überzeugt, dass man mittels einer republikanischen Verfassung böse Menschen zum Guten zwingen könne. Er hoffte, dass es gelingen müsse, einen „ewigen Frieden“ zu erreichen. Die Alternative wäre ein „ewiger Friedhof“.

Einen ersten Anlauf hin zu einem „Völkerstaat“ gab es mit dem Völkerbund nach dem Ersten Weltkrieg. Auf den Trümmern des Zweiten Weltkrieges wurde bereits am 26. Juni 1945 auf der Konferenz von San Francisco die „Charta der Vereinen Nationen“ von Vertretern aus 50 Staaten unterzeichnet. Ein sehr wichtiger Schritt! Heute hat die UNO 193 Mitglieder.

Die wichtigsten Ziele dieser Organisation sind: die Sicherung des Weltfriedens, die Einhaltung des Völkerrechts, der Schutz der Menschenrechte und die Förderung der internationalen Zusammenarbeit.

Wenn so viele Träume, einst verrückte Ideen wie die Fahrt auf den Mond Wirklichkeit geworden sind, so sollten meines Erachtens auch alle „Menschen guten Willens“ ständig den wunderschönen Traum vom Weltfrieden weiterträumen. Ich verweise nur auf die Forderung von Jesus Christus zur Feindesliebe und den Aufruf von Mahatma Gandhi zur Gewaltlosigkeit.  Ich träume und hoffe, dass alle Waffenarsenale abgebaut werden und so kriegerische Auseinandersetzungen unmöglich werden. Die Vernunft müsste die Menschheit vor einer selbstzerstörerischen Katastrophe bewahren.

Meine Hoffnungen, dass diese vier Träume in absehbarer Zeit in Erfüllung gehen, sind sehr klein. Dennoch leben diese Wünsche und Träume in mir und schützen mich im grauen Alltag, überflutet von ständig negativen Nachrichten in den Medien, vor Depression und Verzweiflung.
Wenn immer mehr vernünftige Menschen in der Politik auf den verschiedensten Ebenen diese und ähnliche Träume zulassen, dann bewegen wir uns in eine bessere Zukunft. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

2. Leitplanken des Lebens

Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.

Auf dieses Zitat von Israels erstem Ministerpräsidenten David Ben Gurion (1886 – 1973) bin ich erst gestoßen, als ich diesen Text schon abgeschlossen hatte.[6]
Es braucht wohl Wunder, wenn die Vision von einer Republik Europa und der schöne Traum von einem bedingungslosen Grundeinkommen sowie der Wunsch nach einer Gemeinwohlökonomie Realität werden sollen. 

Gegensätze ertragen

Häufig ist man bei der Suche nach Auswegen und Lösungen recht phantasielos. Häufig wird bei einem Problem nur das Entweder-oder gesehen. Gar manches gilt von vorneherein als alternativlos und darf deshalb gar nicht hinterfragt werden. Das gilt z.B. bei der EU als Bündnis von 27 Nationalstaaten oder auch bei der Frage der Selbstbestimmung in Südtirol. Die Natur kennt selten ein Entweder-oder, (fast) immer gibt es Zwischentöne, d.h. Kompromisse. Nie ist die Realität nur schwarz-weiß, manchmal gilt das Sowohl-als-auch, ein anderes Mal gilt Weder-noch und wieder ein anderes Mal Teils-teils.

Für mich ist es immer suspekt, wenn jemand bei Wertefragen schnell und genau weiß, was richtig und was falsch ist und aus dieser Selbstsicherheit heraus gerne moralisierend katalogisiert, beurteilt und verurteilt. 

Wie weise war vor mehr als einem halben Jahrtausend der Brixner Bischof Nikolaus Cusanus mit seiner „Coincidentia oppositorum“, mit seinen philosophisch-theologischen Überlegungen über das Zusammenfallen der Widersprüche. Es ist ein Aufruf, Widerspruch zu ertragen und falsche Harmoniebedürfnisse zu hinterfragen. In meinem Leben habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass auch Unnützes manchmal sehr nützlich sein kann, z.B. beim Studium von Latein und Griechisch, bei Philosophie und Theologie, bei Kunst und Musik. Und umgekehrt habe ich gelernt, dass so viel „Nützliches“ unnütz ist, z.B. wenn Leute im Konsumrausch aus Kaufhäusern an sich nützliche Dinge nach Haus schleppen, die sie aber schon im Überfluss haben.[7]

Auch bei der EU fallen Widersprüche zusammen: Europa ist von der Wortbedeutung her das Abendland, wo es dunkel wird, und andererseits trägt es die schöne griechische Vorsilbe ευ! Griechenland als Geburtsort von Europa ist ein böser Euphemismus, wenn man mit Herz und Verstand betrachtet, wie das heutige Griechenland von Finanzhaien und auch aus eigenem Versagen in die Krise getrieben wurde.

Gutmensch als Schimpfwort! Widersprüchlicher kann ein Begriff wohl nicht sein. Wie kann ein Mensch mit guter Gesinnung und positiver Lebenseinstellung von hasserfüllten Egoisten als Gutmensch belächelt oder gar als Schlechtmensch oder Blödmann hingestellt werden!?
Insofern muss man oft zweifeln, ob die Behauptung, der Mensch sei ein „animal rationale“ und ein „animal sociale“, allen Ernstes verteidigt werden kann.

Das rechte Maß

Von den vier Kardinaltugenden sei hier das Maßhalten besonders unterstrichen, eine Tugend, die in einer Zeit des ständigen Wachstums und der Beschleunigung nicht hoch genug bewertet werden kann.
Die Wichtigkeit des Maßhaltens haben zwei große Wirtschaftsexperten im vergangenen Jahrhundert überzeugend dargelegt:

Ernst Friedrich Schumacher (1911-1977) mit „Small is beautiful“ und Leopold Kohr (1909-1994) mit „Slow is beautiful.“

Die Ideologie der Größe und der Irrglaube an unendliches Wachstum sind tödlich.   

Zeit lassen!

Nach Schuhmacher und Kohr will ich meinen Vater Johann Kusstatscher zitieren, einen Bergbauern wirklich alten Schlages, geboren 1890. Wenn er sich von anderen Leuten verabschiedete, sagte er routinemäßig: „Pfiatenk! Zeit låudn!“

Wie viele Fehler ließen sich vermieden, wenn es weniger Zeitdruck gäbe. Von der Schule bis zur Politik, von Wirtschaft und Sport will ich schon gar nicht reden, alles ist auf Geschwindigkeit und Beschleunigung aufgebaut. Das tut nicht gut. Stress ist schädlich. Wir alle wissen es, dass Stress schädlich ist. Trotzdem meinen wir, immer schneller laufen zu müssen… Häufig wie in einem Hamsterrad, das manche nur von Innen betrachten und wie eine Karriereleiter empfinden!

3. Grundwerte

Die Grundrechtecharta ist keine sozialromantische Lyrik!

Der Mensch ist viel mehr als nur Konsument, Produktionsfaktor und User, wie er in der neoliberalen, kapitalistischen und digitalisierten Welt de facto gesehen wird.

Die Würde der Person, die Gleichheit aller Menschen, das ist die unverrückbare politische Forderung, wie sie in der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ der Vereinten Nationen 1948 festgeschrieben wurde. Als Beispiel, wie hier in der Fußnote[8] vermerkt, steht die explizite Forderung nach einem Grundrecht, das heute einem Viertel der Menschheit verwehrt bleibt. Die Vertreter der 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen würden 70 Jahre später einer so klaren Botschaft wohl nicht mehr zustimmen. Damals, auf den Trümmern des Zweiten Weltkrieges, galt die Forderung nach Menschenrechten, d.h. nach gleichen Grundrechten für alle Menschen auf der Welt, als Voraussetzung für mehr Frieden. Die Zeiten haben sich längst gewendet. Zu sehr sind in den letzten 40 Jahren der Homo oeconomicus und die Fiktion von der Autonomie des Menschen zum Mainstream geworden. 

„Buen vivir“

So der Titel des Buches von Alberto Costa aus Ecuador. Untertitel: „Vom Recht auf ein gutes Leben“. Costa legt mit einfachen Worten dar:  Die Ideen des „Buen vivir“ „umfassen eine neue Lebensauffassung, eine andere Weltanschauung. Das ‚Gute Leben‘ in den indigenen Gemeinschaften beinhaltet eine harmonische Beziehung mit der Natur und eine gleich wichtige Beziehung mit den Mitmenschen. Es geht nicht um die Anhäufung materieller Dinge, sondern um Solidarität. Nicht um Egoismus, sondern um gemeinschaftlichen Sinn. Es geht nicht um Wachstum, sondern um Nachhaltigkeit. Nicht um Effizienz, sondern um Suffizienz; also Maßhalten, Bescheidenheit. An diesem Punkt gelangen wir zu den großen Fragen unserer Zeit: Wie viel ist genug? Für wen? Wofür?“[9]

Mehr otium, weniger neg-otium!
Mehr Muße, weniger Geschäftigkeit!

Politik muss weiblicher werden

Der Exkurs von Ulrike Guérot in die Mythologie und Kunstgeschichte über den Entführer Zeus und die vergewaltigte Prinzessin Europa [10] regt mich an, hier die Gleichberechtigung von Mann und Frau besonders zu unterstreichen. Gleichheit, Freiheit und Geschwisterlichkeit, Glaube, Hoffnung und Liebe, Res publica, Stadt, Region… sind weibliche Begriffe, während Staat, Nationalismus, Rassismus, Zorn, Hass… männlich sind. Die Politik muss weiblicher werden. Die Gefolgsleute von Marine Le Pen und Frauke Petry sind vorwiegend Männer.

Die Politik ist trotz des Einsatzes vieler emanzipierter und couragierter Frauen immer noch männerdominiert und alles eher als weiblich. Von der Kirche will ich schon gar nicht reden.

Eine wissenschaftliche Untersuchung beweist deutlich, dass die Trader an den Finanzmärkten, fast ausschließlich Männer, viel weniger kooperativ sind als die Durchschnittsbevölkerung. Die Börsianer seien die egoistischste und unkooperativste Personengruppe. Das sollte uns bewusst sein, damit wir die Alphatiere der Finanzwelt, die uns den Fortschritt und die Lösung aller Probleme schmackhaft machen wollen, viel kritischer im Auge behalten.

Wir dürfen nicht zuschauen, wie Finanzmarktbullen unsere Res Publica zerstören, so wie in der griechischen Mythologie einst Zeus die schöne Europa missbraucht hat.

„Miar sein miar“ – Heimat und Identität

Heimat ist was Positives, Schönes, Heimeliges. Hinter Patriotismus und Heimatgefühl versteckt sich aber häufig auch viel nationalistisches und rassistisches Gedankengut. Den „strammen“ Tirolern muss man immer wieder klar machen: Die Tiroler sind keine deutsche Rasse, sondern Mischlinge wie alle anderen Europäer auch.

Der Homo sapiens hat seine Ursprünge in Afrika. Archäologen fanden Spuren, die auf fast 100.000 Jahre Menschheitsgeschichte schließen lassen. Damals lagen die Alpen noch unter einer dicken Eisschicht. Nach der letzten Eiszeit sind bloß rund 15.000 Jahre vergangen. Erst von da an wurde es möglich, dass sich hier Menschen niederlassen konnten. Woher kamen unsere Vorfahren? Fast ausnahmslos aus dem Süden. Die so genannten Räter oder Kelten in unserer Gegend dürften vorwiegend Etrusker und Illyrer gewesen sein. Die Römer bauten ein großes multikulturelles Reich auf und romanisierten durch das Latein als „Staatssprache“ auch die Volksstämme in den Alpen. Die Romanisierung wurde durch die Völkerwanderung gestoppt bzw. im Norden zurückgedrängt, unsere Gegend dann vor allem durch die Bajuwaren germanisiert. Somit ist „Deutsch“ erst seit etwas mehr als 1000 Jahre die Umgangssprache in Tirol. Die lange Zeit abgeschlossenen ladinischen Täler haben dieser Germanisierung bis heute standgehalten.

Dieser verknappte und etwas simplifizierende Exkurs in die Menschheitsgeschichte soll verdeutlichen, dass „Wir“ zwar „Wir“ sind, aber nicht im Sinne derer, die stolz von einer tirolischen „Nation“ reden. Auch sind „wir“ keineswegs „reinrassig“ oder gar Deutsche.  Gott sei Dank! Genetische Vielfalt bereichert, Monokulturen sind „einfältig“.  

Auf die Frage, ob ich ein Italiener, Deutscher oder Österreicher sei, antworte ich immer: „Weder noch! Ich bin italienischer Staatsbürger deutscher Muttersprache mit österreichischen Vorfahren. Ich bin ein Europäer, ein Südtiroler, ein Villanderer…“

Diese Anmerkung in meinem „Testament“ soll nicht abheben und/oder abgrenzen. Im Gegenteil, Toleranz gegenüber anderen muss noch stark zunehmen.

Toleranz ist eine Tugend, die nicht auf Neigung beruht; sie ist vielmehr die Bändigung einer intensiven Abneigung. Toleranz heißt jemand dulden, aushalten, ertragen, obwohl wir ihn nicht leiden können, obwohl er uns stört, herausfordert, irritiert.“  (Philosoph Hubert Schleichert)

Technokratie und Bürokratie

Da ein Leben lang in der öffentlichen Verwaltung tätig, beschäftigt in verschiedensten Institutionen und Gremien, habe ich sehr viel Verständnis dafür, dass eine Gesellschaft auch Strukturen braucht. Regeln zur Verwaltung der Res Publica sind im Großen und im Kleinen notwendig.

Klare Grundsätze und einheitliche Regeln erleichtern sehr Vieles und schützen vor allem die Schwächeren vor Präpotenten. Probleme wachsen aber an, wenn das Regelwerk der (öffentlichen) Verwaltung Selbstzweck wird und noch mehr, wenn es sich widersprüchlich, unorganisch oder zu detailliert gestaltet.  

Von Cicero stammt der Ausspruch: „Summum ius, summa iniuria.“ Das gilt vor allem für Italien, wo der Gesetzgeber viel produktiver ist als beispielsweise in angelsächsischen Ländern.

Der Irrglaube, alles regeln zu müssen, ist eine Krankheit, von der Beamte und Politiker vielfach befallen sind. Aber auch sehr viele Bürger, die bei jedem unliebsamen Vorfall immer wieder neue und detailliertere Reglementierungen fordern.

Der Ausweg kann nur sein, dass den Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung mehr Ermessensspielraum und Verantwortung übertragen wird, dass seriös kontrolliert wird (nicht nur Formalia!) und dass Politiker und Beamte bei deutlichen Vergehen verantwortlich gemacht werden müssen. Der Wechsel an der Spitze der Politik und Verwaltung ist eine wichtige demokratiepolitische Maßnahme gegen Korruption und Vetternwirtschaft.  

Auch Papst Franziskus kritisiert in der der Enzyklika „Laudato si“ das „technokratische Paradigma“, das dazu tendiert, Wirtschaft und Politik zu beherrschen, ohne auf Mensch und Umwelt Rücksicht zu nehmen. [11] „Es müsste einen anderen Blick geben, ein Denken, eine Politik, ein Erziehungsprogramm, einen Lebensstil und eine Spiritualität, die einen Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen Paradigmas bilden.“ (LS 111)

Freiheit – Gleichheit – Geschwisterlichkeit

Mit dem Fall der Berliner Mauer endete nicht nur die berechtigte Angst des Westens vor dem Kommunismus, es schwanden auch in vielen Bereichen die Werte von Gleichheit und Solidarität, Tugenden, ohne die eine Gesellschaft von der Familie bis zu großen politischen Gemeinschaften nicht funktionieren kann. So wichtig auch die Freiheit für die Entfaltung einer Einzelperson und einer Gruppe ist, sie darf nie absolut gesetzt werden. Die Gleichheit und Gerechtigkeit sind zumindest gleich große Werte in der Gesellschaft. Sonst kommen die Schwächeren unter die Räder.

Geschwisterlichkeit bzw. Solidarität, das ist mehr als Gleichheit. Gleichheit kann durch Gesetze zumindest teilweise gewährleistet werden, Solidarität hingegen nicht! Sie ist mehr. Durch sie kann die Gesellschaft zu einer Gemeinschaft werden, in der man sich wohlfühlen kann, d.h. daheim ist. Unter dieser Voraussetzung ist der Begriff „Heimat“ angebracht, während er sonst oft als auch Abgrenzung und Ausgrenzung verwendet wird.

4. Lebens- und Lernwege

Per aspera ad astera!

Das Sprachenlernen ist mir nie leichtgefallen. Ich muss nach einer negativen Note bei einer Latein-Schularbeit wohl sehr zerstört gewirkt haben. Jedenfalls kam der Lateinlehrer bei der Pause auf mich zu und tröstete mich mit einer alten Weisheit: „Per aspera ad astera!“ Das Überwinden von „herben“ Schwierigkeiten kann langsam zum Erfolg führen, bis zu den „Sternen“.

Aber warum erwähne ich diesen Spruch? Ich habe oft den Eindruck, dass aufgrund des weitgehenden Wohlstandes viele Kinder und Jugendliche bei uns weniger belastbar sind als früher. Ich bin überzeugt, dass beispielsweise junge Leute aus Afrika, die unter größten Schwierigkeiten aufgewachsen sind und sich unter unvorstellbaren Strapazen bis nach Europa durchgeschlagen haben, in vielen Situationen widerstandsfähiger, lebensfähiger und tüchtiger sind. Sie beweisen mehr Durchhaltevermögen als unsere weitgehend verwöhnten und verweichlichten Wohlstandskinder.

Gutmensch, Ideologe, Fundamentalist, Radikaler…

Freiheitliche und andere Heimatapostel dürfen mich gerne als Gutmensch beschimpfen und belächeln. Ja, ich bemühe mich, ein guter Mensch zu sein.

Auch lass ich mich ohne weiteres als Ideologen kritisieren! Steht doch hinter dem Ausdruck Ideologie das Wort Idee und Logos (Wort, Lehre). Ja, ich habe eine Weltanschauung, die nicht von der Dreifaltigkeit Geld-Geiz-Gier bestimmt ist, auch nicht von Hass und Angst. Es ist immer die Frage, welche „Ideologie“ jemand hat. Es ist naiv, wenn ein neoliberaler Kapitalist behauptet, dass er keiner Ideologie nachlaufe.[12]

Auch dürfen gemäßigte und mittelmäßige Traditionalisten mich gerne radikal nennen. Ja, ich freue mich, Wurzeln zu haben. Radix = Wurzel, Ursprung.   

Das Gleiche gilt für fundamentalistisch. Ja, mein Fundament ist das Christentum und der Humanismus, deren Grundlagen lebenswichtig sind.

Die 7 Hauptsünden und Tugenden [13]

Im Laufe von Jahrhunderten hat die Menschheit Erfahrungen gesammelt, die in Grundsätzen verdichtet wurden. Diese Grundsätze wurden zur Gewohnheit und waren oft wie ein „Habitus“. So wurde in der Erziehung auf wichtige Tugenden großer Wert gelegt und für die Gesellschaft schädliche Laster verurteilt und z.T. streng geahndet. Mit diesen Anliegen hat sich Ernst Friedrich Schumacher in „Small is beautiful“, einem der einflussreichsten Bücher des 20. Jahrhunderts, fundiert auseinandergesetzt.

Die „Goldene Regel“ (der Weltreligionen) fasst die ethische Forderung für das richtige zwischenmenschliche Verhalten in einem einfachen und einsichtigen Satz zusammen: Verhalte dich anderen gegenüber so, wie du willst, dass sie sich dir gegenüber verhalten! Wir kennen diese Lebensweisheit in negativer Formulierung. „Was du nicht willst, dass dir man tu, das für auch keinem andern zu!“

Leben mit L+L+L

Ein befreundetes Ehepaar in Essen antwortete auf meine Frage, warum sie beide noch so fit seien: „Wir leben mit drei L“. Und sie erklärten mir: 1. Das erste L steht für Lernen. Man dürfe nie aufhören zu lernen, wenn man fit und „jung“ bleiben wolle. Das 2. L steht für Lachen. Die beste Medizin gegen das Altwerden sei Humor und positives Denken. Und das dritte L steht für Liebe. Sie zitierten Wilhelm Busch:
„Das Schönste aber hier auf Erden
ist lieben und geliebt zu werden.“

Das ist eine simple und einleuchtende Empfehlung meiner Freunde aus Essen, die ich gerne weitergebe, bevor ich meinen Lern- und Lebensweg abschließe.


5. Ethische Lebensführung

G+G+G

Geld, Geiz und Gier seien als neue Dreifaltigkeit die eigentliche Ursache aller Krisen, so hat es Günter Funke vor einigen Jahren bei einem Vortrag in Neustift formuliert. Wenn in dieser Welt vieles aus dem Ruder läuft, so deshalb, weil Geld nicht so sehr als Zahlungsmittel dient, sondern als Selbstzweck und Spekulationsobjekt, um immer größeren Reichtum zu erzielen. Auch weil viele meinen, Geiz sei geil, und weil gierige und maßlose Menschen oft als tüchtig angesehen werden.

Günter Funke hatte Recht: die eigentliche Ursache für alle Krisen, bei der Klimakatastrophe angefangen über die Finanzkrisen bis zur Sinnkrise, unter der viele leiden, liegt zumindest in einem dieser „G“, oft in allen drei.

 Vielfalt (statt Einfalt)

Jeder Biologe weiß es: Vielfalt ist Reichtum. Monokultur ist Verarmung. Sucht man z.B. nach gesunden Familien mit kreativen Köpfen, so findet man diese sicher nicht in abgeschlossenen Tälern mit Inzucht. Insofern dürfen wir Multikulti ruhig auch positiv sehen.

Daher ist Gelassenheit ein guter Ratgeber, wenn durch Migration neue Leute zu uns in Land kommen. Es wäre viel besorgniserregender, wenn es um unser Land wirtschaftlich so schlecht stünde, dass viele abwandern müssten. Wir kennen das aus der Geschichte.  

No risk – no fun!

Diesem lockeren Spruch, der Menschen, vor allem Jugendliche, dazu veranlassen kann, leichtsinnig Gefahren in Kauf zu nehmen, konnte ich lange Zeit nichts abgewinnen. Wenn ich heute aber feststelle, wie Sicherheit überbewertet wird, wie immer mehr geregelt, gemessen, geprüft, ausgeleuchtet, gespeichert, kontrolliert und bewertet wird, dann sehe ich ihn positiver. Die Digitalisierung macht es möglich, den Menschen gläsern zu machen und alles zu überwachen. 

Oft ist die ‚Rede von Qualitätsmanagement, gemeint sind aber (fast) nur messbare Größen. Glück, Wohlbefinden, Natur, Schönheit, Freude, Liebe, Zufriedenheit, Vertrauen… sind hingegen nicht oder kaum „messbar“.

Der überaus anregende Film „Lob des Fehlers“ vor mehr 25 Jahren hat mir deutlich gemacht, wie wertvoll viele kleine Fehler im Leben sind, um aus ihnen zu lernen. Totale Kontrolle zur Unterdrückung von Fehlern führt zumeist in die Katastrophe. Bertold Brecht sagte: „Das Schlimmste ist nicht: Fehler haben, nicht einmal sie nicht bekämpfen ist schlimm. Schlimm ist, sie zu verstecken.“

Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen!

Dieses Motiv von Don Giovanni Bosco (1815-1888) bläute man uns im Johanneum in Dorf Tirol ein. Es wurde mir zum Leitspruch in manchen oft gar nicht fröhlichen Situationen.

Ein fröhliches Gemüt ist wohl angeboren. Man kann es aber auch lernen und trainieren. Fröhliche Menschen haben es im Leben durchwegs leichter. Und wenn man die Meinung anderer Leute nicht zu ernst nimmt und sich vom Pfeifen der Spatzen nicht irritieren lässt, ja sogar, wenn man über sich selber lachen kann, gewinnt man an Leichtigkeit und Gelassenheit.

Privat – kommt von privare!

Als Bürgermeister habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass Privateigentum für viele Leute heilig ist. Ja keinen Quadratmeter für eine öffentliche Nutzung zur Verfügung stellen!!! Enteignungen durch die Gemeinde wurden als kommunistisches Instrument z.T. heftig bekämpft.

Die Entwicklung von der gemeinschaftlichen Nutzung der Mutter Erde (Allmende) hin zur besitzrechtlichen Aufteilung und totalen Aufparzellierung ist m.E. sehr negativ. Sie hat die Gesellschaft in Reiche und Arme gespalten. Der derzeitige neoliberale Kapitalismus geht noch viel weiter. Nicht nur Grund und Boden werden aufgeteilt und in Besitz genommen. Vermehrt mehr wollen Reiche und Mächtige auch Wasser und Sonne (Energie) privatisieren und daraus Profit ziehen. Von den vier Elementen steht nur mehr die Luft ungeteilt für alle zur Verfügung.

Gar manche habe ich schon schockiert, wenn ich meine Kritik an Privateigentum auch etymologisch begründet habe: Privat kommt von privare, d.h. etwas der Allgemeinheit entziehen, stehlen, rauben

Metánoia! Umdenken!

Immer „treu“ bei der gleichen Meinung zu bleiben, gilt oft als Tugend. Das Gegenteil ist der Fall. Es braucht oft mehr Mut, eine Meinung zu ändern, als an ihr festzuhalten. Lernen ist im Prinzip nichts anderes als sich neues Wissen, Können und neue Einsichten anzueignen. Dies bedeutet, die Meinung ständig zu ändern und oft umzukehren.

In der Kirche werden die Worte Umkehr und Wandlung häufig verwendet. Trotzdem ist die Kirche jene Institution, die stärker als andere an Traditionen festhält, auch an solchen, die biblisch und theologsich unbegründet sind.

Mut tut gut.

Robert Habeck spricht von „Sehnsucht nach dem Meer“.
Es braucht Mut zu Neuem, Mut zum Widerstand, gefragt sind Visionen und Ziele. Sonst fährt man nur auf Sicht, will bloß Fehler vermeiden und geht kein Risiko ein.[14]

Der Untertitel „Mut tut gut“ findet sich ich einer kleinen Broschüre, die mutige Bürger/innen von Bruneck nach einer Niederlage im Kampf gegen das Ried-Projekt am Kronplatz veröffentlicht haben. Es war wohltuend, dass diese Widerstandskämpfer trotz verlorener Schlacht festgehalten haben: „…durch Unterwürfigkeit oder Resignation gewähren wir dem Machtmissbrauch freien Lauf. Unrecht kann auf Dauer nur dort bestehen, wo die Menschen schweigen.“[15]     

Das Gegenteil von Mut ist Angst. Angst lähmt, sie macht dumm und entsolidarisiert. Vorsicht und Abwägen sind zwar sehr sinnvoll und hilfreich, nicht jedoch die lähmende Angst, die von so vielen Populisten missbraucht wird. Die vorwiegend negativ ausgerichtete Berichterstattung in den Medien soll wohl nur Angst wecken. Das erfahren wir jetzt in der Covid-19-Zeit massiv. So können die Machthaber in Wirtschaft und Politik verängstigte Massen leichter manipulieren. 

Geben ist seliger als nehmen

Disagio rundum! Sehr viele meinen unentwegt, immer zu wenig zu bekommen und zu haben. Die allgemeine, diffus artikulierte Unzufriedenheit ist vielfach die böse Frucht von Gier und Neid. Das gilt im privaten Bereich, aber auch in der Politik.

John F. Kennedy sagte einmal: „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern, was du für dein Land tun kannst!“

Es ist eine besondere Erfahrung, dass man zufriedener und glücklicher ist, wenn man für andere etwas tun konnte, und dass man nicht unbedingt dann glücklich ist, wenn man von Tricksereien oder gar Betrug profitiert hat.

Solidarität! Geschwisterlichkeit! Die Kultur des Teilens und Schenkens macht das Leben schöner und Zukunft möglich.

Ubi caritas et amor deus ibi est.

Diese alte christliche Weisheit setze ich gegen Ende meiner Überlegungen, eine Weisheit, mit der vielleicht sogar manche Agnostiker, Atheisten und Antichristen etwas anfangen können, wenn sie das Metaphysische nicht von vorneherein ganz abstreiten, sondern Göttliches und Transzendentales gelten lassen.

Ich empfehle, die eigentliche Wortbedeutung von Caritas und Amor zu überlegen:
Caritas = Hochachtung, Wertschätzung, Wohltätigkeit, Mildtätigkeit, Nächstenliebe…
Amor = Liebe, Eros, Lust, Begierde, Trieb, Zärtlichkeit, Achtung, Ehrfurcht, Bewunderung…

Also: Wo Liebe herrscht (auch zwischen zwei Menschen), da ist es göttlich, da ist es schön, da ist es gut.

Ein Büchlein von Meinhard Feichter[16] ermutigt mich, mich hier etwas mehr zu outen, als ich es sonst tue. Ich wäre unehrlich, würde ich behaupten, dass es mir immer gelingt, optimistisch und fröhlich in die Zukunft zu blicken. Im Gegenteil! Ich muss zugeben, dass ich zuweilen traurig bin, ja sogar depressiv werde, wenn ich von Kriegen, von Ausbeutung, von Gewalt, von Hunger und Not höre oder lese und wenn ich z.B. erfahre, dass alle fünf Sekunden ein Kind unter zehn Jahren

verhungert.[17] Es deprimiert, wenn ich erfahre, wie Gierige und Nimmersatte die Ärmsten ausbeuten, wenn ich feststellen muss, dass rundum Privateigentum vor Gemeinwohl gestellt wird, oder wenn ich ohnmächtig zuschauen muss, wie Rüstungs-, Chemie- und Pharmaindustrie florieren. Es regt mich auf, wenn ich erfahre, wie unsere schöne und vielfältige Mutter Erde vergewaltigt und zerstört wird und wie Hassprediger und Angstmacher Erfolg haben, auch bei uns, und dabei noch als erklärte Christen gegenüber den bösen Muslimen auftreten.

Ich erlebe allerdings öfters auch echte Glücksmomente. Beispiele: wenn ich auf der Villanderer Alm bei herrlichem Wetter in die Dolomiten blicke; wenn ich Musik von Vivaldi höre; wenn ich die strahlenden Augen eines Kindes sehe; wenn mich ein alter und sterbenskranker Mensch anlächelt; wenn ich jemand anderem heimlich helfen kann. Es ist beglückend zu erfahren, dass jemand wie z.B. Meinhard Feichter durch Leiden und Todesangst reicher und reifer geworden ist, oder wenn ich an Dietrich Bonhoeffer denke, der in der Todeszelle des KZ Flossenburg imstande war, das wunderbare Gedicht „Von guten Mächten treu und still umgeben“ zu verfassen. Da „erfahre“ ich eine irrationale Realität über mir und ich kann dann nur dankbar und demütig mit dem heiligen Franziskus und Papst Franziskus ins „Laudato si!“ einstimmen.

6. Wissen im Widerspruch

öko-sozial – vielfältig – pro-aktiv

Das sind für mich Kernbegriffe. Sie klingen etwas abstrakt und abgehoben, sollten jedoch ein kurzgefasstes Programm einer ökosozialen Partei sein. Es braucht eine viel klarere und stärkere Positionierung gegenüber dem neoliberalen Kapitalismus und den ewig-gestrigen Nationalisten und all den Heimatbündlern.

Früher hat man so vieles geglaubt bzw. glauben müssen, weil man so vieles nicht besser verstanden bzw. einfach nicht gewusst hat. Heute weiß man vieles, sehr vieles, aber man „glaubt“ nicht mehr.

  • Wir wissen vom Klimawandel, „glauben“ aber nicht wirklich daran, d.h. wir verhalten uns weiterhin so, als ob wir dafür nicht mitverantwortlich wären.
  • Wir wissen, dass weniger oft mehr wäre und dass ständiger Stress ungesund ist. Trotzdem hetzen wir gestresst nach immer mehr.
  • Wir wissen, dass wenige reich und reicher werden und dass extreme Armut zunimmt, obwohl genug für alle da wäre. Wir „glauben“ aber nicht an Gemeinwohl und Solidarität und nicht daran, dass diese Ungerechtigkeit bekämpft werden muss und könnte.
  • Wir wissen, dass ewiges Wachstum eine Illusion ist. Wir „glauben“ aber nicht jenen, die „lentius – profundius – suavius“[18] als Programm haben.
  • Wir wissen, dass unsere Umwelt und unsere Nahrungsmittel vergiftet werden und dass die Vielfalt von Pflanzen und Tieren gefährdet ist. Wir „glauben“ aber nicht an die dringend notwendige Bündelung der Kräfte für den Schutz von Natur und Umwelt.
  • Wir wissen, dass sehr viele Menschen aus unterschiedlichsten Gründen fliehen müssen. Bei 70 Millionen Migranten weltweit! So viele hat es in der Geschichte noch nie gegeben. Nachdem die Ursachen der Migration sich nicht ändern, wird auch die Wirkung, d.h. die unheimlich hohe Zahl von Flüchtlingen nicht abnehmen.  Wir „glauben“ aber, dass wir mit dem Bau von Zäunen und mit Egoismus (z.B. mit „America-First“- und „Wir-Zuerst“-Slogans) die Probleme lösen könnten.
  • Wir wissen, dass Digitalisierung und die Künstliche Intelligenz eine radikale gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderung bewirken. Wir „glauben“ aber, dass wir uns mit kleinen Reparaturen der Sozial- und Bildungssysteme durchwursteln könnten.
  • Wir wissen, dass Sklaverei verboten und verwerflich ist. Niemand verteidigt sie, zumindest nicht öffentlich. Trotzdem ist sie Realität, sogar stärker als vor einigen Jahrzehnten.
  • Wir wissen, was z.B. im Südsudan, in Somalia und im Jemen passiert und dass es menschengemachte Katastrophen sind. Wir schauen aber weg und diskutieren z.B. in Südtirol über die doppelte Staatsbürgerschaft und über Toponomastik.
  • Wir wissen, dass Qualität wichtiger ist als Quantität. Aber wir „glauben“ den Statistiken und richten unsere Politik danach aus, was die Mehrheiten verlangen. Wir „glauben“ nicht an Werte und Ethik. 
  • Wir wissen, dass frühe Zweisprachigkeit oder Mehrsprachigkeit keine negativen Auswirkungen auf die Muttersprache hat. Trotzdem „glauben“ in Südtirol so viele an den Artikel 19 des Autonomiestatuts und trennen die Schulen nach Sprachgruppen.  

Wenn die Grünen als Verhinderer und Nein-Sager abgestempelt werden, so hat das Methode. Umweltschützer sind aber die eigentlichen Ja-Sager, sie stehen für ein „Ja“ zur Natur, zur Vielfalt, zur Gesundheit und zur Zukunft. Wir wollen aktiv die Politik mitgestalten.

Polytheismus – Monotheismus – Atheismus

Spruch und Widerspruch werden bei keinem Thema so augenscheinlich wie bei den Religionen. Das „Wort Gottes“ ist für Christen der Inbegriff für die „Offenbarung“ Gottes an die Menschen, insbesondere in schriftlicher Form als „Heilige Schrift“.  Die Urvölker hatten ihre Gottheiten für gefährliche Naturgewalten und unerklärbare Phänomene. Die monotheistischen Juden und Christen wurden von den Griechen und Römern als Atheisten bezeichnet und verfolgt, weil sie den alten Götterhimmel entmythologisierten.

Frage: Ist die Tatsache, dass immer mehr Menschen sich von den monotheistischen Religionen distanzieren und mit einem personifizierten Gott, vor allem mit dem „dreifaltigen Gott in drei Personen“ nichts anzufangen wissen, eine natürliche Weiterentwicklung?

Sind diese „Atheisten“ areligiöse oder gar unmoralische Menschen, Menschen ohne Ethik? Sicher nicht! Der Buddhismus (als einzige Weltreligion) kommt ohne Gottesvorstellungen aus, glaubt allerdings an eine absolute Urkraft (Brahman).

Je mehr die Naturwissenschaften die Welt erklären konnten, umso stärker und schneller ging der Glaube an Übernatürliches zurück. Allerdings wächst damit oft auch die Hybris des Menschen, sein zu wollen wie Gott. Der „Glaube“, dass alles machbar sei, eine Haltung, die den Technokraten und Statistikern Vormacht gibt und die Philosophen (die Wahrheitsliebenden) belächelt, ist meines Erachtens sehr gefährlich. Wissenschaft und Forschung haben unser Wissen unheimlich erweitert und der Menschheit gewaltige Fortschritte gebracht. Der Mensch ist wissender und gescheiter geworden. Er muss nicht mehr so viel „glauben“, er darf auch zweifeln. Ob er aber auch weiser und menschlicher geworden ist?

Vom frühscholastischen Mystiker Bernhard von Clairvaux (gestorben 1153) stammt der weise Satz: „Begriffe machen wissend, Ergriffenheit macht weise.“ Genau in die gleiche Kerbe schlägt Martin Heidegger (1889 – 1976), der das Staunen und Erstaunen als den Ursprung der Philosophie bezeichnet. Wer kann erklären, was das Leben eigentlich ist, wer kann beschreiben, was die Schönheit der Natur ausmacht, wer kann definieren, warum die Musik von Mozart so herrlich ist, und wer kann naturwissenschaftlich beweisen, warum Verliebtsein so schön ist???

Antoine de Saint-Exupéry lässt den „Kleinen Prinzen“ sagen: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“  

Spiritualität überbrückt viele Widersprüche.
In Gott fallen die Widersprüche zusammen
(mit doppelter Wortbedeutung).
Coincidentia oppositorum!

Zukunft

„Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen.“ Diese Aussage von Antoine de Saint-Exupéry ist weise. Nicht selten liegen „wissenschaftlich“ erstellte Prognosen gänzlich daneben, ähnlich wie Wahrsagerei. Niemand weiß, wie die Zukunft ausschauen wird.[19] Zum Glück!

Angst[20] als Sorge darüber, wie alles weitergehen wird, ist zwar durchaus berechtigt. Ich wiederhole aber: Angst vor der Angst ist lähmend. Angst verengt unseren Horizont. In diesem Sinne macht Angst dumm sowie asozial, aggressiv und gefährlich. Sie führt zu Verzweiflung, zur „Krone aller Sünden“, wie der ungarische Dichter und Freiheitskämpfer Sándor Petöfi (1823-1849) sie genannt hat. Jede und jeder, die/der politisch tätig ist, soll – wie Richard David Precht empfiehlt – nicht abwarten, bis die Zukunft kommt, diktiert von Technikern und Finanzspekulanten, sondern aktiv der Frage nachgehen: „Wie wollen wir leben?“ Wie können wir beitragen, Zukunft möglich zu machen?

Zumindest einen schmalen Grat der Hoffnung gibt es.[21] Hoffnung verleiht Flügel. Wir brauchen Flügel. Wir brauchen Träume. Politik braucht Visionen.

Eine Bemerkung zum Abschluss

Spruch und Widerspruch! Beides, auch im Alltag, wie Rainer Maria Rilke empfiehlt: Geburt und Tod, das Werden und Vergehen, das Helle und das Dunkle, das Leichte und das Schwere…

Hermann Hesse, der unter der Zerrissenheit und Gespaltenheit litt, sehnte sich nach einer fraglosen Einheit. Die Gegensätze und Widersprüche existieren nur in unserer Vorstellung.
„Gott lebt in mir, Gott stirbt in mir, Gott leidet
In meiner Brust, das ist mir Ziel genug.
Weg oder Irrweg, Blüte oder Frucht
Ist alles eins, sind alles Namen nur.
[22]

Sepp Kusstatscher

Biographisches:

Am 17. März 1947 wurde ich als siebtes von zehn Kindern einer Bergbauernfamilie in Villanders geboren. Ich bin mit Maria Mayr aus Reischach verheiratet. Wir sind Eltern der Töchter Verena und Elisabeth sowie Großeltern von Katharina, Sophia, Jonas und Larissa.

Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums im Johanneum in Dorf Tirol studierte ich Philosophie, Theologie und Pädagogik in Brixen, Innsbruck und Klagenfurt. Beruflich war ich durchgehend im Bildungsbereich tätig: zunächst in Mittelschulen und dann von 1976 bis 2003 in der Berufsbildung. Von 1979 bis 1986 leitete ich die Berufsschule für Handel, Handwerk und Industrie in Brixen, ab 1986 bis 2001 (mit einer Unterbrechung von 1988 bis 1993) die Berufsschule für das Gast- und Nahrungsmittelgewerbe in Brixen.

Politische Funktionen: Bürgermeister von Villanders (1974-1985); Mitglied des Südtiroler Landtages und des Regionalrates Trentino-Südtirol (1988-1993 sowie 2003-2004); Mitglied des Europäischen Parlamentes (2004-2009).

Einige ehrenamtliche Tätigkeiten: Vorsitzender der Südtiroler Hochschülerschaft (1973-1974); Gründungsobmann des Bodenverbesserungskonsortiums Villanders (1978-1982); Vorsitzender des Bildungsausschusses Villanders (1983-2004); Gründungsobmann des Abwasserverbandes Unteres Eisacktal (1983-1988); Vorsitzender der Arbeitnehmer in der SVP (1989-1993); Co-Vorsitzender der Grünen-Verdi-Vërc (2010-13); Vorsitzender des Pfarrgemeinderates von Villanders (seit 2010); Ortschronist; Vorstandsmitglied des Kultur- und Museumsvereins Villanders…

(verfasst 2018, geringfügig überarbeitet im Oktober 2020) 


Fußnoten

[1]             Der grüne Politiker Robert Habeck schrieb das Buch „Wer wagt, beginnt. Die Politik und ich.“ Köln 2016. Auf den Seiten 70-71 schreibt er: „So gelingt es immer weniger, Politik zu erklären, die Sinnfrage hinter allem Tun zu stellen.“ Und: „Politik ist nur noch eine Rechnung, keine Geschichte mehr.“

[2]             „I have a dream“ ist der Titel der berühmten Rede von Martin Luther King, die er auf dem Lincoln Memorial in Washington anlässlich des Marsches für Arbeit und Freiheit, an dem mehr als 250.000 Menschen teilnahmen, am 28. August 1963 hielt.

[3]             Victor Orban in Ungarn ist für mich der Vorreiter der europäischen Regierungschefs, die Grundrechte und Rechtsstaatlichkeit weitgehend ignorieren und durch nationalstaatliche Egoismen das ursprüngliche Projekt EU gefährden.

[4]             Christian Felber: Gemeinwohl-Ökonomie. Das Wirtschaftsmodell der Zukunft. Wien 2010

[5] „Das moralisch Böse hat die von seiner Natur untrennliche Eigenschaft, dass es in seinen Absichten (vornehmlich in Verhältniß gegen andere Gleichgesinnte) sich selbst zuwider und zerstörend ist und so dem (moralischen) Princip des Guten, wenngleich durch langsame Fortschritte, Platz macht.“  (Kant: AA VIII, Zum ewigen Frieden. Seite 379) – Diesen Hinweis und weitere Anregungen zur Untermauerung meines vierten Traumes fand ich bei Michael Wieck: Ewiger Krieg oder ewiger Friede? 14 Betrachtungen eines Betroffenen. Frankfurt 2008, S. 114 ff.

[6] Dieses Zitat fand ich im Büchlein von Meinhard Feichter und Ulrich Schaffer: Gezählte Tage sind kostbare Tage. Ein Erfahrungs- und Mutmachbuch. Bozen 2018. Meinhard Feichter weiß, wovon er redet, wenn er David Ben Gurion zitiert.

[7]             Als Lektüre empfehle ich das Büchlein „Von der Nützlichkeit des Unnützen (L‘utilità dell’inutile) – Warum Philosophie und Literatur lebenswichtig sind“ von Nuccio Ordine.

[8]             Artikel 25 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte:
1. Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen, sowie das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität oder Verwitwung, im Alter sowie bei anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände.
2. Mütter und Kinder haben Anspruch auf besondere Fürsorge und Unterstützung. Alle Kinder, eheliche wie außereheliche, genießen den gleichen sozialen Schutz.

[9] Zitiert aus einem Interview mit Alberto Costa im „zebra. Die Straßenzeitung für Südtirol“, Dezember-Jänner 2017/18, mit der Überschrift „Europa versteckt seine Werte in Museen“, S. 10

[10]             Kapitel 10 im Buch „Warum Europa eine Republik sein muss!“ mit dem Titel: „Nur für Frauen: Von Stierhoden und Mützen – die europäische Emanzipation“. In dieser amüsanten Abhandlung ruft Ulrike Guérot auf, den Göttervater Zeus als Strafe für seine Schandtag an Europa, der schönen phönizischen Prinzessin, zu kastrieren.

[11]             Drittes Kapitel der Enzyklika Laudato si über „Die menschliche Wurzel der ökologischen Krise“ [102-114].

[12]            Warren Buffet, einer der reichsten Männer der Welt, hat einmal unumwunden zugegeben: „Klar herrscht ein Klassenkampf, aber es ist meine Klasse, die reiche Klasse, die den Krieg führt, und wir sind im Begriff, ihn zu gewinnen.“ (übersetzt aus New York Times, 26. November 2006)

[13]           Die 7 Hauptsünden: Stolz, Geiz, Neid, Zorn, Gier, Zügellosigkeit und Trägheit; die vier Kardinaltugenden: Klugheit, Gerechtigkeit, Mut (Zivilcourage) und Maßhalten; die drei „göttlichen“ Tugenden: Glaube, Hoffnung und Liebe.

[14]            Robert Habeck, a.a.O., S. 278 ff.

[15]           Siehe: https://www.forum-bruneck.com/wp-content/uploads/2011/12/broschuere_ried_dez11.pdf
„Aktionsgmeinschaft Reischach für eine lebensWERTE Zukunft“ – November 2011; Johannes Irschara – Dr. Manfred Niederbacher – Walter Huber – Claudia Renzler Hainz – Dr. Christina Niederkofler Cont – Gabriel Mayr.

[16]            Meinhard Feichter und Ulrich Schaffer: Gezählte Tage sind kostbare Tage. Ein Erfahrungs- und Mutmachbuch. Bozen 2018.

[17]            Jean Ziegler: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. München 2011.

[18]            Diese Komparative waren eine klare Forderung von Alexander Langer (1976-1995) im Gegensatz zum Slogan der olympischen Spiele mit immer schneller, immer höher, immer stärker.

[19]            Über die vierte industrielle Revolution und darüber, wie wir heute die Weichen stellen sollten, schreibt beeindruckend Richard David Precht in seinem Buch „Jäger, Hirten, Kritiker – Eine Utopie für die digitale Gesellschaft“, München 2018.

[20]            Der Begriff Angst hat sich seit dem 8. Jahrhundert von indogermanisch anghu „beengend“ über althochdeutsch angust entwickelt. Er ist verwandt mit lateinisch angustus. (aus Google) – Angst verengt unsere Sichtweisen.

[21]            Jean Ziegler: Der schmale Grat der Hoffnung, München 2017. Jean Ziegler ermutigt zu Hoffnung. Mehr noch. Er sagt: „Ich glaube fest an die sanfte Macht der Vernunft.“

[22]            Hermann Hesse im Gedicht „Gang im Spätherbst“. 1919